Wir haben uns sehr auf Jo & John gefreut. Wir sind den beiden schon vorher begegnet und waren besonders von Jos Talent, uns Tänze beizubringen, immer sehr beeindruckt. Wir lieben viele ihrer Tänze, die wir über die Jahre gelernt haben. „Broken Heels“ (2009) ist für uns ein Evergreen, „Hearts Don’t Lie“ von 2012 finden wir richtig gut und der aktuelle „Trendin“ wird sich auch durchsetzen, hoffen wir. Jedes Mal, wenn wir auf solch bekannte Persönlichkeiten treffen, ergeben sich doch Fragen. Wer sind sie, woher kommen sie, was machen sie sonst im Leben, was wissen und denken sie über Line Dance. Um solche Fragen zu beantworten, haben wir den beiden einfach ein paar Fragen gestellt.
Jo (eigentlich Joann) und John leben in England in der Nähe von Cambridge. Jo ist Masseurin und arbeitet in ihrer eigenen Praxis. Ihr Mann John, der aus Texas stammt und bis 2011 Pilot der US-Streitkräfte war, entwirft und baut heute Flugzeuge. Beide haben also einen Beruf, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdienen und das Tanzen und Line Dance, sind das Hobby, dem sie sehr viel Zeit widmen. Sie verrieten uns, dass Mittwoch ihr einziger frei Abend ist. Jo gibt Zumba- und natürlich Line-Dance-Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse. John ist Lehrer für Standardtanz. Er unterrichtet also Paare. Jo tanzt schon seit 1990 und hat früher auch an Wettkämpfen der UCWCS teilgenommen. John tanzt seit 1999 und ist Hobbytänzer. Beide sind aktive Mitglieder der NTA. Dies ist die National Teachers Association, die sich die Vermittlung von Tanztechnik an Linedancer zur Aufgabe macht.
Tanzauswahl für Unterricht
Jo unterstreicht, dass es sich hier um ein schwieriges Kapitel handelt. Für die Tanzauswahl studiert sie u. a. die Top 10/20 Tänze, die vom Linedancer-Magazine jeden Monat veröffentlich werden. Aber sie achtet auch sehr darauf, welche Tänze besonders beliebt sind, wenn sie am Wochenende auf Events gehen. Linedancer wollen oft das lernen, was andere schon können und toll finden.
Tänze choreographieren
Jo & John choreographieren seit 2001 eigene Tänze. Wir sind erst 2010 durch ihr Auftreten in Deutschland auf sie aufmerksam geworden. Die Basis für das Schreiben eines neuen Tanzes ist natürlich die Musik. Sie verbringen viel Zeit damit, neue Musiktitel zu suchen und zu phrasieren, d. h. den Musikaufbau festzustellen. Die Komposition der Schritte kann unter Umständen ein ganzes Wochenende in Anspruch nehmen. Sie probieren und tanzen ihn mehrmals für sich, bis sie mit dem Ergebnis wirklich zufrieden sind und auch sicher sind, dass die zukünftigen Tänzer das angestrebte Level umsetzen können. Wenn der Tanz auf ein sehr aktuelles und populäres Lied geschrieben wurde, warten sie nicht weiter mit der Veröffentlichung, um sich einen Vorsprung zu sichern. Kommt ein neuer Tanz von Rachael McEnaney zum gleichen Zeitpunkt raus, sind die Chancen für den eigenen Tanz von Anfang gering.
Der / die beste Choreograph / in
Auf die Frage, wer der beste / die beste Choreograph / in ist, antwortete Jo ohne zu zögern mit einem Namen, der wir alle sehr gut kennen: Rachael McEnaney. Für sie ist Rachael eine exzellente Lehrerin, die mit ihren „Schülern“ sehr gut umzugehen versteht und ganz besonders darauf achtet, dass alle gut mitkommen. Darüber hinaus kann sie für jedes Level von Anfänger bis Advanced schöne Tänze schreiben. Wir können Jo nur zustimmen, weil wir die Queen des Linedance genauso schon erlebt haben.
Inflation der Tänze
Woher kommen bloß die vielen neuen Tänze und haben wir nicht schon oft das Gefühl, der Flut etwas hilflos gegenüberzustehen? Jo hat hierfür eine interessante und stimmige Erklärung. Der häufigste Grund dafür, dass neue Tänze entstehen, sind die vielen Line-Dance-Events, die weltweit mit der Beteiligung von vielen Choreographen und Choreographinnen stattfinden. Jeder Direktor oder Manager eines solchen Events wünscht sich, dass möglichst ganz neue Tänze unterrichtet werden. Allein aus diesem Grund werden neue Tänze geschaffen. Daher finden wir, dass sich die Tanzauswahl für Line-Dance-Events auch an den aktuell schon erfolgreichen Tänzen orientiert sollte.
Welche Unterschiede gibt es zwischen den Linedancern in verschiedenen Ländern
Jo kann keine Unterschiede feststellen, wenn in Europa, Asien oder Amerika Linedance getanzt wird. Unterschiedlich sind für sie das Essen und die Sprache. Dass sich deutschsprachige Linedancer an Englisch als Unterrichtssprache gewöhnt haben, konnte man in Pullman City wieder sehr gut beobachten.
Wir freuen uns auf das nächste Wiedersehen mit Jo & John, ganz bestimmt nächstes Jahr in Southampton, wenn „EURODANCE 2014“ stattfindet.