Festival Stomp‘n Go in Bourg-de-Péage mit Gudrun Schneider, 5. – 8. Mai 2016

Gruppenbild Stomp'n & Go

Der Verein Stomp’n Go, Bourg-de-Péage, Frankreich

Dieser Bericht soll – ausnahmsweise – nicht so lang werden, hatte ich mir fest vorgenommen. Dann wurde doch wieder nichts daraus, obwohl der nächste und übernächste schon wieder anstehen und ich mir vielleicht meine Leser vergraule, weil sie keine Lust haben, so lange Texte zu lesen. Ich hoffe, daher, dass ihr darin geübt seid, schnell die Passagen zu finden, die euch interessieren.

Bourg-de-PéageGudrun wurde 2015 vom Verein „Stomp’n Go“ in Bourg-de-Péage (ca. 100 km südöstlich von Lyons) für ein Workshop-Wochenende eingeladen. Als sie mir davon erzählte, habe ich gleich gefragt, ob sie mich nicht mitnehmen würde, denn ich wollte schon seit längerem einmal in unserem Nachbarland Frankreich sehen, wie dort Line Dance getanzt wird. Bisher war ich nur wenigen Franzosen auf Events in Deutschland und England begegnet. Es ist jedoch seit längerem nicht mehr zu übersehen, dass neben Rachael McEnaney, die schon seit sehr vielen Jahren regelmäßig in Frankeich unterrichtet, immer öfter auch andere sehr bekannte und beliebte Choreografen in Frankeich unterwegs sind.

Für das Festival in Bourg-de-Péage war auch Darren Bailey eingeladen worden und zwar schon zum 3. oder 4. Mal! Leider haben Gudrun, Uwe und ich ihn kaum gesehen. Er hielt seine 4 Workshops am Donnerstag, den 5. Mai, während wir noch auf der Anreise waren. Wir haben ihn auf der Abendparty gesehen und gesprochen und natürlich auch 1 Bild gemacht. Manue, Darren, Gudrun, KarinDann verließ er die Party sehr früh. Er war auf dem Sprung nach Australien!

Der Verein Stomp’n Go wurde 2006 vom Ehepaar Gée &Jo (Géraldine et Georges ) Chazal gegründet. Gée und Jo hatten vorher über 10 Jahre lang sehr aktiv Turniertanzsport betrieben. 2003 lernten sie Line Dance kennen und gründeten 3 Jahre später für das neue Hobby den Verein Stomp’n Go. Wie zu der Zeit üblich, wurde vor allem zu Countrymusik getanzt, worauf auch heute noch der Schwerpunkt der Tanzauswahl liegt. Der Verein hat über 100 Mitglieder, die z. T. in den Nachbarortschaften unterrichtet werden. Es gibt 3 Trainerinnen, Nat, Cathy und Manue, die in ihren Kursen (https://www.gstompandgo.com/danses-enseignees-en-cours/) jedes Level von Beginner bis Advanced abdecken. Sie haben für die Trainertätigkeit NTA-Prüfungen abgelegt. Erstaunlich und sehr französisch finde ich, dass von Juni bis September eine große Sommerpause eingelegt wird. Das können wir uns in Deutschland gar nicht vorstellen, dass über 3 Monate bis zum Beginn des neuen Schuljahres kein Line-Dance-Training stattfindet.

Das Festival liegt also terminlich fast am Ende der Saison. Mit dem Festival wird Line Dance gefeiert und das passiert in Bourg-de-Péage nicht anders als bei uns in Deutschland. Das Kulturhaus „Jean Cocteau“ liegt äußerlich etwas unscheinbar in einem Wohnviertel. Der Saal darin ist aber schön groß, hat eine riesige Bühne und war am Donnerstag voll mit vielen Tänzern und Tänzerinnen aus verschiedenen Regionen Frankreichs, darunter auch Teilnehmerinnen, die die aus der Nähe von Bordeaux gekommen waren und genauso viele Stunden unterwegs gewesen waren wie wir aus Deutschland. Diese Gemeinschaft verehrt Darren Bailey.

Darren unterrichtete 4 Tänze aus den Sparten Country und Non-Country, 2 Improver und 2 Intermediate.

  • Make Me Wonna, 32/4 Improver von Brandon Zahorsky & Stacy Ruggiero von Jan 2015 zum gemütlichen Countrytitel von  Thomas Rhett.
  • Come And Get It, Phrased Intermediate von Darren Bailey zur groovigen Musik von John Newman, den Darren schon einen Monat vorher in Bergerac im Süden von Frankreich unterrichtet hatte. Das Video zeigt, dass zu diesem Festival gleich mehrere Berühmheiten eingeladen waren… gucken und finden! Den hätte ich gerne mitgelernt! Die TB ist endlich seit gestern (12.06.16) auf Copperknob und Darren hat angekündigt, dass er diesen Tanz bei EURODANCE in Southport unterrichten wird. Juhu.
  • Big City Summertime, 48/4 Improver von Darren Bailey vom Mai 2016, also ganz neu zum Zeitpunkt des Events zu fetziger Countrymusik von Brian Wright, die mir vor 10 Jahre bestimmt sehr gut gefallen hätte. Das Video wurde in Bourg-de-Péage aufgenommen.
  • Lonely Green Eyes, 32/4 Improver von Darren Bailey & Fred Whitehouse vom Mai 2016 zum Countrytitel von Chris Young.
  • Love Runs, 64/2 Intermediate von Amy Glass & Darren Bailey von November 2015 zu einem weiteren Countrysong diesmal von Tim McGraw. Das verlinkte Video wird nach 8 Sekunden zum Stummfilm. Man sieht aber die hübsche Amy Glass im Workshop in Bergerac.

Der Donnerstagabend war unser Schnupperabend. Wir wollten Tuchfühlung aufnehmen mit den anderen Gästen und Gudrun mit den Menschen, die sie eingeladen hatten. Sie kannte niemanden persönlich. Alle Kontakte waren per Email gelaufen. Wie würden die Menschen sein, die sie von so weit her in ihr Land zu einer mehrtägigen Line-Dance-Veranstaltung eingeladen hatten? Englisch sprachen nur wenige und so war es letztendlich nicht unpraktisch, dass ich mitgekommen war. Ich habe gerne für Gudrun und die französische Seite übersetzt. Alle waren sehr interessiert, sehr nett und freundlich. Es ergaben sich schöne Gespräche und das Eis war schnell gebrochen. Mittanzen konnten wir nicht so viel. Aber viele Titel auf der Playliste waren uns vom Namen her bekannt, alte und neue Tänze, die bei uns genauso getanzt werden.

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Freitag war der 2. Tag zum Reinfinden, Einfühlen und Kennenlernen. Da die Veranstaltung erst um 17 Uhr begann, konnten wir den Vormittag für die Befriedigung von touristischen Bedürfnissen verwenden. Jo war so freundlich, uns in seinem Wagen durch die Stadt Romans zu fahren. Sie ist der unmittelbare Nachbarort von Bourg-de-Péage. Die beiden Orte werden nur durch die Isère getrennt. Alte französische Städte haben einen tollen Charme. Hier eine schöne Flusslandschaft mit alten Brücken, schöne alte und neue Gebäude. Am tollsten war aber das Schuhmuseum. Wir hatten zum Glück genug Zeit, es in Ruhe zu genießen.  Es war so faszinierend, die Geschichte des Schuhs über die Jahrhunderte und die Kulturen anzuschauen. Es werden auch sehr moderne Schuhe der Neuzeit ausgestellt. Es ist absolut sehenswert!

Erstaunt mussten wir am Ende vom Stadtrundgang feststellen, wie ein sterbender Stadtteil aussieht, weil die Menschen nicht mehr in den Geschäften sondern im Internet kaufen. Ganze Straßenzüge mit leeren und verwahrlost aussehenden Geschäften und Häusern. Den Eindruck werde ich auch nie vergessen.

Die Workshops am Freitag wurden von den Trainerinnen des Vereins gehalten. Sie wollen den großen Choreographen nicht nachstehen. Gée und Nath haben auch eigene Tänze unterrichtet.

Animatrices
Die Trainerinnen: Cathy, Gée, Nath, Manou
  • Thinkin‘ Country, 48/4 Country Line Dance von Simon Ward von Jan 2016 auf das Lied “What was I Thinkin’” von Dierks Bentley, unterrichtet von Manue.
  • Tant Que J’ai Le Soleil, 32/4 Beginner von Nathalie (Nath) Morel von Mai 2016 auf die gleichnamige Musik von Mika (netter Song).
  • This Life, 24/4 Walzer von Géraldine (Gée) Chazal von März 2016, für das Gée mehrere Musiktitel ausgewählt hat.
  • Lonely Girl, 32/4 Improver von Maddison Glover von Februar 2016 auf dasgleichnamige Country-Lied von Brinley Addington, den Cathy unterrichtet hat. Das Video zeigt Maddison. Schön, was sie mit ihrem Tanzstil aus einem solch einfachen Tanz machen kann!
  • Vacation, 32/4 Improver von Jean-Pierre Made (junger Choreograph aus der Schweiz) von April 2016 zur Musik von Thomas Rhett, den Manou unterrichtet hat.
  • Shut Up And Fish, 32/2 Improver von Nathalie (Nath) Morel von Mai 2016 zum gleichnamigen Countrysong von Maddie & Tae unterrichtet von Nath.

Diese 6 Tänze wurden in der Zeit von 17 bis 19 Uhr unterrichtet. Wir hatten also gut zu tun und kaum Zeit zu verschnaufen. Im Anschluss waren Gudrun, Uwe und ich eingeladen, am gemeinsamen Abendessen des Organisationsteams teilzunehmen. Ein wunderbares kaltes Buffet mit vielen französischen Leckerbissen erwartete uns. Es war eine Wonne nach dem langen Tag.

Die Veranstaltung am Freitag war nicht so gut besucht wie die am Donnerstag. Die Abendparty war trotzdem sehr schön und kurzweilig. Wir konnten hier und da was mittanzen. Es standen viele leichtere Tänze auf der Playliste und auch viele, die wir gar nicht kannten. Es war trotzdem sehr nett.

Gudrun im WSDer Samstag war Gudruns Tag. Sie war gehörig aufgeregt, was ihr keiner verdenken konnte und was man ihr, wie immer, überhaupt nicht angemerkt hat, zumindest ich nicht. Es ist eine anstrengende Aufgabe, in einem Land mit fremder Sprache komplett in Englisch zu unterrichten. In dieser Situation muss jedes Wort, jeder Fachausdruck, den man im Unterricht zu Hause vielleicht doch auf Deutsch sagt, auf Englisch kommen. Das will geübt sein! Gudrun war bestens vorbereitet und die Teilnehmer konnten wunderbar folgen, auch wenn sie mit 2 Intermediate-Tänzen schon etwas schwerere Kost als am Vortag verdauen mussten.

  • Record Year, 32/4 Improver auf das gleichnamige Country-Lied von Eric Church, den sie für das Event choreographiert hatte.
  • Restless Heart, 64/4 Intermediate, der Tanz, den Gudrun im März 2016 mit Dirk Leibing geschrieben hat auf das Lied „Restless Heart“ von Niila.
  • Priscilla, 32/4 Beginner von Randy Pelletier vom Dez 2015 auf das Lied „Priscilla“ von Miranda Lambert.
  • Lone Ranger, 64/4 Intermediate von Heather Barton & Gudrun Schneider vom Mai 2016 auf das gleichnamige Lied von Rachel Platten. Dieser Workshop war die Premiere für den neuen Tanz, den Gudrun zusammen mit Heather in Deutschland am Pfingstwochenende in Gardelegen unterrichtet hat.

Ich habe die Workshops nicht mitgemacht, weil ich zur Verfügung stehen wollte, falls für irgendetwas eine Übersetzung nötig wäre. Deshalb konnte ich beobachten, wie sie liefen. Gudrun hat gut gesehen, wie die Teilnehmer mitkamen und hat falls nötig bestimmte Passagen gründlich wiederholt. Die Teilnehmer wirkten sehr konzentriert. Erst nach dem Ende der Workshopserie kamen die ersten Rückmeldungen, die durch die Bank SEHR positiv ausfielen. Die Tänze wurden alle gelobt. Den Teilnehmern hat auch Gudruns offene und dynamische Art sehr gut gefallen. Die positive Resonanz spiegelte sich Wochen später darin wieder, dass „Restless Heart“, wohl der beliebteste von Gudruns Tänzen an diesem WE, bei den Wahlen in den „Pot Commun“ der Region Rhône-Alpes Auvergne auf den 2. Platz gleich hinter „Second Hand Heart“ von Maggie Gallagher gewählt wurde

Pot Commun

Zum „Pot Commun“ schreibe ich eventuell einen eigenen Blog. Ist eine ganz interessante Sache, von der wir vielleicht lernen können!

 

Nach den Workshops durften wir wieder am leckeren Buffet teilnehmen, um uns für die Abendparty zu stärken. Buffet_neuIch habe mich beim Essen mit Gée und Jo unterhalten. Sie erklärten, dass es ihnen für ihre Arbeit wichtig ist, dass die Tänze nicht zu schwer sind und so alle Spaß am Tanzen haben. Diese Grundeinstellung lässt sich an den Tänzen am Abend gut festmachen. Es sind wenig Intermediate und kaum Advanced-Tänze auf der Liste. Country überwiegt noch gegenüber dem Non-Country. Tänzerinnen aus Bordeaux saßen oft gelangweilt herum, weil für sie nichts dabei war. Ich denke, dass die Vereinsführung mit ihrem Motto nicht allein dasteht. Es ist ein gutes Ziel, wenn das Durchschnittsalter hoch ist. Durch die beiden Trainerinnen Nath und Manue, die die 50 noch lange nicht erreicht haben, hat der Verein aber die Möglichkeiten, alternative Tänze anzubieten und diese Möglichkeit wird auch genutzt. Bewundert habe ich Nathalies Tochter Aline, die erst 14 Jahre alt ist und seit sie 5 ist, mit ihrer Mama zum Line Dance geht. Sie tanzte jeden Tanz mit, egal ob leicht oder schwer. Etwas traurig ist, dass sie als sehr junge Linedancerin etwas einsam auf der Tanzfläche stand. Bei uns in Deutschland steht es um junge Line Dancer leider auch nicht anders.

Ich muss jetzt zum Schluss kommen. Das Fazit dieses Wochenendes ist, dass es ein schönes war. Der Kontakt zu den Line Dancern auf dem Festival war sehr herzlich und offen. Sicherlich ist die Sprache eine Barriere, aber Gudrun konnte zeigen, dass man auch mit viel Lächeln und Aufeinanderzugehen schöne Beziehungen herstellen kann.

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Die lange Reise nach Frankreich wollten wir nicht mit einer schnellen Rückreise nach Deutschland abschließen. Deshalb fuhren wir von Bourg-de-Péage am Sonntag nach Lyon, um die zweit- oder drittgrößte Stadt Frankreichs – die Franzosen wissen selbst nicht, ob Marseille größer ist als Lyon –ein paar Tage zu besuchen.

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