LD-Wochenende mit Rob Fowler in Oberaspach am 27. + 28. November 2015

Biggi Liebe Biggi. Der 1. Absatz ist für dich, denn dieses Mal möchte ich mit der Laudatio beginnen. Es kommt nicht oft vor, dass eine einzelne Person in Deutschland ein Linedance-Wochenende mit internationalen Gästen organisiert. Ich kenne Birgit/Biggi seit vielen Jahren. Sie nahm, als ich noch in den Linedance-Kinderschuhen steckte, also Anfang der 2000er Jahre, an Tanzwettbewerben teil und schaffte 2006 den Deutschen Meistertitel im Level Intermediate und 2008 auf den Worlds des WCDF den 4. Platz. Sie hat bereits 1995 mit Linedance begonnen und bald danach auch selbst unterrichtet. Seit 2007 unterrichtet sie nicht mehr. Sie betrieb Linedance aus Spaß am Tanzen. Ich bin ihr mehrmals auf Events in Sindelfingen begegnet. Dann hat sie sich für einige Zeit aus der Szene zurückgezogen. Mit der Ausrichtung des Events Ende November, für das sie Rob Fowler als Teacher und Manfred J. Broy als DJ gewinnen konnte, hat sie sich eindrucksvoll zurückgemeldet. Sie hat uns Tänzern und Tänzerinnen ein interessantes und harmonisches Linedance-Wochenende geboten, das wir sehr genießen konnten, weil alles gestimmt hat: interessante leichtere und schwierige Workshoptänze von Rob Fowler, eine bunt gemischte Partynacht ohne Playliste, gutes selbstgekochtes Essen, eine entspannte Atmosphäre.

Rückseite T-Shirt Rob FowlerWir hatten uns sehr früh dafür entschieden, Biggis Einladung zu folgen. Ich wusste nicht viel über das, was uns erwarten würde. Klar war aber von Anfang, dass ich einer Koryphäe des Linedance, einer Legende begegnen wollte. Ich kenne Rob Fowler seit 2003, als ich mit Linedance begann. Sein Name stand auf Flyern, mit denen für Masters in Line Veranstaltungen in Deutschland geworben wurde. Dass er viele der Tänze, die ich seit 2003 gelernt habe, choreographiert hat, habe ich erst später wahrgenommen, da ich mir am Anfang nicht mehr als die Tanznamen merken konnte. Sicherlich verschwand er dann für mich etwas hinter anderen Choreographen und Choreographinnen, als ich mich dem Modern Linedance zuwandte. Doch es gab immer wieder mal einen Tanz von ihm (Driven, Footloose, Boston Bills, Uptown Funk), den ich auch gern gelernt habe.

Robs Bedeutung ist nicht auf seine Arbeit als Choreograph beschränkt. Für ihn war Linedance immer neben der Profession auch eine Berufung. Er hat den Turniersport und Linedance als Breitensport gefördert und aus diesem Grund 2002 zusammen mit Rachael McEnanay, Paul McAdam und Pedro Machado „Masters in Line“ gegründet. Er war übrigens auch der Entdecker und Förderer von Rachael McEnenay. Zusammen haben sie weltweit Linedance-Veranstaltungen organisiert. Sie haben im Team Linedance-Klassiker wie „Doctor Doctor“, „Urban Grace“ und „Nu Flow“ choreographiert. Rob war in seinen Anfangsjahren ein rechter Heißsporn (wie er selbst sagt) und hat mit außergewöhnlichen Tänzen wie „The Beast“ die Grenzen des Linedance ausloten wollen. Solche Tänze haben seinen Ruf in der Szene begründet und „The Beast“ wurde zum unangefochtenen Klassiker, an dem sich auch heute noch die erfahrenen Tänzer die „Zähne ausbeißen“ = Zehen und Rücken verbiegen. Rob lebt vom Linedance. Er ist gerade von Spanien, wo er 12 Jahre mit seiner Familie gelebt hat, nach Wales zurückgezogen. Eigentlich kann es ihm egal sein, wo er lebt. Er ist sowieso jedes Wochenende an einem anderen Ort in der Welt.

Welch ein Glück also, dass Biggi eine Lücke in Robs Kalender 2015 mit ihrem Terminwunsch ausfüllen konnte. Wir machten uns also auf den Weg nach Oberaspach, ein Dorf in der Nähe von Schwäbisch-Hall mit einem Gemeindesaal, der gleich einen netten Eindruck auf mich machte. Biggi hat ein wunderbares Talent, eine Lokalität mottogerecht mit Geschmack und Phantasie auszuschmücken. Nach der Ankunft, einem schnelle Kaffee mit Kuchen ging es gleich mit den Workshops los:

  • Jumping In The Morning, soweit ich mich ein Non-Country, leider kann ich bis zur Fertigstellung des Berichts keine TB und kein Video finden
  • Text Me Texas, Country 32/4 Beginner, Musik „Text Me Texas“ von Chris Young
  • Goodbye California, Country 64/4 Intermediate, Musik “Goodbye California” von Jana Kramer
  • Let Me Love You, Country 108/1 Intermediate, Musik “Let Me Love You” von Tim McGraw
  • Soul Shine Pizza, Country 32/4 Beginner, Musik “Soul Shine Pizza” by Cat Beach
  • Sax, Non Country 64/4 Intermediate, Co-Choreograph Craig Bennett, Musik “Sax” von Fleur East
  • The Billy Can, ein NC kleiner Spaßtanz, für den ich kein TB finden konnte

WorkshopRob hat uns sehr gut durch die Tänze geführt. Er spricht natürlich kein Wort Deutsch, hält aber ständig Kontakt zu den Tänzern, und prüft, ob er verstanden wurde. Er wiederholte die gelernten Tänze noch am selben Abend. Mir persönlich hat am 1. Tag „Let Me Love You“ sofort gefallen. Das war auch nicht schwer, denn nach dem Hören der Musik war mir sofort klar, dass ich diesen Tanz kenne, dass ich schon vor langer Zeit die Musik geliebt habe. Der Tanz wurde 2003 choreographiert und hat auch heute noch jedes Recht, nicht in Vergessenheit zu geraten.

Nach einem von Biggi selbst gekochten Abendessen, begann um 19.30 Uhr die Abendparty. DJ Manfred de Broy aus Holland lebt in Spanien und war wie Rob für diese Party von Biggi engagiert worden. Roy und Fred kennen sich gut und hatten als eingespieltes Team einen positiven Effekt auf die Stimmung. Dass es keine Playliste gab, haben manche als Handicap empfunden, dann hat Fred nach ein paar freundlichen Stupsern von uns dafür gesorgt, dass die Lieblingstänze gespielt wurden und alles war gut, jedenfalls für die meisten. Nur die Raucher haben ab und an einen Tanz verpasst. Manche andere hat das Rauchen aber auch davor bewahrt, rechtzeitig für das Gruppenfoto wieder im Saal zu sein 🙂

Gruppenbild

Die Nacht haben wir in der Alten Mühle Vellberg verbracht. Erst dort angekommen, haben wAlte Mühle Vellberg Außenansichtir festgestellt, an welchen wunderbaren Ort uns Biggi nach kurzer Zeit durch die finstere Nacht geführt hatte. Die Mühle wurde von dem Ehepaar Dirk Bletzinger-Schmidgall und Viktoria Schmidgall mit viel Sinn für Schönheit und Details renoviert und steht nun Gruppen für Übernachtungen zur Verfügung. Dass uns Biggi selbst das Frühstück bereiten würde, war auch nicht auf unserem Plan. Ebenso wenig, dass auch Rob und Fred dort die Nacht verbringen würden. So konnten wir beim Frühstück mit den beiden interessante „Fach“gespräche führen. So etwas erlebt man auch nicht jeden Tag.

Am Sonntag trafen wir uns um 11 Uhr wieder in der Halle. Rob gab noch 3 Workshops:

  1. Have Fun, NC 48/2 High Improver, Musik „Fun“ von Pitbull (ft Chris Brown)
  2. The Beast, C 64/4 Advanced, Musik “Something In The Water” von The Cheap Seats. Dieses Video wurde im letzten Januar auf den Crystal Boot Awards gefilmt. Ich habe es gesehen. Es war fantastisch: THE BEAST in competition!
  3. Shades of Passion, 72/4 Intermediate, Musik “Earned it” von The Weeknd

Mit „Have Fun“ ging es leicht und peppig los. Die Musik ist sehr gefällig und die Schritte passen zum Choreographen. “The Beast” hatte sich Biggi gewünscht. Erwartungsgemäß sind viele schon während der ersten 8 Counts ausgestiegen, so auch ich. Es braucht halt ein gehöriges Maß an Beweglichkeit und Sprungkraft um diesen Tanz überhaupt mal zu lernen. „Shades of Passion“, der tolle Walzer auf die Filmmusik, den Rob im Januar bei den Crystal Boot Awards in Blackpool zum ersten Mal unterrichtet hatte, lief danach schon viel besser. Ich bin froh, dass wir noch so lange bleiben konnten.

Es hat mich gefreut, dass ich mich mit Rob ein wenig über Linedance allgemein unterhalten konnte. Er hat eine interessante Vision. Sie ist für mich die Sicht des Erfahrenen, der sich der Anfänge der Geschichte dieser Tanzart sehr bewusst ist und diese selbst stark mitgestaltet hat. Es ist ihm so wie uns allen klar, dass es immer schwieriger wird, dass viele Linedancer dieselben Tänze lernen und auf Partys und Events zusammen tanzen können. Seine Idee ist, dass wir uns auf die Klassiker des Linedance zurückbesinnen, dass wir die Tänze neu beleben, die fast alle, die vor 15-20 Tanzen angefangen habe, zu einem sehr großen Prozentsatz tanzen können. Auf der Basis dieser Idee hat er eine besondere Art Event initiiert. Er lädt die Linedancer nach England ein, um die „Legends in Line“ zu feiern. Damit sind die Choreographen und die Choreographinnen der ersten Stunde gemeint und ihre Tänze, die in der ganzen Welt getanzt werden. Es sind 2016 zwei Events geplant. Das größere von beiden soll im November 2016 in Blackpool stattfinden und ist schon so gut wie ausverkauft: https://www.legendinline.com/

Es wird sicher eine grandiose Veranstaltung und es wundert mich nicht, dass sich bereits 800 Personen angemeldet haben. Aber ich glaube nicht, dass die Legenden die Lösung sind und dass es auch nicht hilft, statt neuer moderner Anfängertänze die alten Tänze zu unterrichten, damit die Linedanceanfänger sich auf der Tanzfläche schnell hineinmischen können. Ich glaube, dass dieser Zug schon lange abgefahren ist, und dass es inzwischen viel zu viele neue und alte Tänze gibt. Es müssen andere Lösungen gefunden werden.

Biggi hat sich für November 2016 das nächste Workshop-Wochenende vorgenommen. Sie hat dafür den Meister der „Latin Moves“ Raymond Saleymjin aus den Niederlanden eingeladen. Wir können gespannt sein. https://www.facebook.com/photo.php?fbid=945311498870751&set=pcb.945311825537385&type=3&theater.

Da die Anzahl der Plätze begrenzt ist wartet nicht zu lange mir eurer Anmeldung. Wir werden uns dort treffen 🙂

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